Alfons Zeileis 1930-1945

Erneut brach die künstlerische Aktivität von Alfons Zeileis ein. Im Nachlass finden sich von 1931 bis einschließlich 1933 nur zwei Bilder. Die Weltwirtschaftskrise war möglicherweise nur ein Grund für diesen Einbruch der Produktivität. In dieser Zeit fiel Ehefrau Elisabeth eine Erbschaft zu. Mit diesem Geld als Grundstock und mit einem zusätzlichen Kredit erwarb das Ehepaar Zeileis ein Grundstück in Hambach in der Nähe des grünen Wunders und baute dort ein Haus.
1932 kam Tochter Anneliese in die 1. Klasse des Gymnasiums an die Schule, an der ihr Vater Kunstlehrer war. Alfons Zeileis trat 1932 in die NSDAP ein, weil er insbesondere ihren wirtschaftlichen Versprechungen glaubte. Der Direktor des Gymnasiums schreibt später: "Studienprofessor Alfons Zeileis trat am 1.3.1932 in die NSDAP ein. Ich bin überzeugt, daß es Idealismus war, der ihn zu diesem Schritt veranlaßte. Wenn Herr Zeileis sich auch von einem großen Irrtum leiten ließ, so respektiere ich seine Haltung doch viel eher noch als die, der unzähligen Opportunisten, die im Frühjahr 1933 in die Partei eintraten, weil sie sich sichern wollten."

Gemäß Rundschreiben Nr. 49/36 der NSDAP vom 1. April 1936 mussten Beamte, die aus der Partei austraten, mit einer Entfernung aus dem Dienst rechnen. Für Alfons Zeileis hätte das den Verlust des kreditbelasteten Hauses sowie den wirtschaftlichen Ruin der Familie bedeutet. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden alle Organisationen gleichgeschaltet. Die APK wurde aufgelöst und in die Reichskammer Kunst (RKK) integriert. "Die offizielle Bau- und Kunstgesinnung des Dritten Reiches zielte auf Monumentalität, Klassizität und Handwerklichkeit. Alle Unsicherheit auf Erden wollte man auf alle Zeiten durch die hierarchisch gegliederte Ordnung von Ideen, Sachen und Personen beseitigen. Das autoritäre Führerprinzip galt in der einen, einzigen Partei und allen ihren Gliederungen, in jeder Behörde und Privatfirma, die aus "Gefolgschaftsführer" und "Gefolgschaft" bestand, in jedem Verein und in jeder Mietskaserne." "Der NS-Stil war Mittel zum Zweck - nämlich zu einer optischen Realisiation der autoritären Ideen von Parteihierarchie und Führerschicht, die als die Hüter von Reichsmythos und Rassereinheit, von Leistungswillen und Wehrkraft die Beherrschung der Völker Europas vorbereiten und gewährleisten wollte. Gigantomanie und Brutalform, Materialpracht und figurales Volumen sollten die Omnipotenz nach innen und außen demonstrativ erhärten. Die Inszenierung war total, ihr Stil totalitär." (aus Reinhardt Müller Mehlis, die Kunst im Dritten Reich) In seiner Rede zur Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst sprach Adolf Hitler: "Kubismus, Dadaismus, Futurismus, Impressionismus und so weiter haben mit unserem deutschen Volk nichts zu tun. Denn alle diese Begriffe sind weder alt noch sind sie modern, sondern sie sind einfach das gekünstelte Gestammel von Menschen, denen Gott die Gnade einer wahrhaft künstlerischen Begabung versagt und dafür die Gabe des Schwätzens oder der Täuschung verliehen hat." Bilder aller nahmhaften deutschen Expressionisten, die Maler von "Brücke" und "Blauem Reiter", Chagall und Max Beckmann wurden aus den deutschen Museen entfernt.

Auch Alfons Zeileis war nun RKK Mitglied, ein schmächtiger Mann von fragiler Gesundheit der sein erstes Jahr im ersten Weltkrieg nicht heldenhaft überstanden hatte, sondern im Lazarett gelandet war. Ein Maler dessen Bilder eher impressionistisch oder expressionistisch, jedenfalls keinesfalls heldisch, monumental oder totalitär waren. Zum Glück war er als Lehrer nicht auf den Verkauf von Bildern angewiesen wie das bei seinen freiberuflichen Kollegen der Fall war. Einige wurden nach der Machtergreifung erst richtig erfolgreich wie z.B. sein APK-Kollege Emil "Elk" Eber, von welchem Adolf Hitler selbst einige Bilder erwarb.
Alfons Zeileis malte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hin und wieder. Eines seiner Lieblingsmotive war seine Tochter Anneliese. Außerdem begann er, an Studien und Gemälden der Kreuzigung Christi und anderen christlichen Motiven zu arbeiten. In den Unterlagen gibt es nun wieder Bilder von Ausflügen. Offenbar hatte sich die Familie im neuen Haus eingelebt.
Am 31.01.1939 wurde Alfons Zeileis zum Studienprofessor ernannt. Am 1. September 1939 lies Adolf Hitler den großen Krieg losbrechen, der zum zweiten Weltkrieg werden sollte. 1940 machte Tochter Anneliese ihr Abitur und ging zum Reichsarbeitsdienst. Ihr Freund kehrte aus dem Krieg nicht zurück.
Am 29.3.1941 meldete Alfons Zeileis drei Ölgemälde und zwei Aquarelle zur großen deutschen Kunstausstellung 1941 im Haus der Deutschen Kunst zu München (Neuer Glaspalast) an, die Anfang Juli 1941 eröffnet werden sollte. Was ihn dazu veranlasst hat, ist unbekannt. Er hörte lange nichts.
Mit Datum vom 10.12.1941 erhielt Herr Kunstmaler Alfons Zeileis in Hambach von Herrn Hoffmann von der Reichskulturkammer / Reichskammer der bildenden Künste ein Schreiben mit folgendem Text:

"Gemäss dem § 1 der Anordnung über den Vertrieb minderwertiger Kunsterzeugnisse vom 1. Oktober 1940 ( Völk. Beobachter Nr. 283 S.9 vom 9. Oktober 1940 ) bestimme ich, dass der Absatz, die Verbreitung und Vervielfältigung von Erzeugnissen der Malerei, Bildhauerei und Graphik oder deren Vervielfältigungen durch Sie meiner Genehmigung bedürfen.
Nachdem ein Teil Ihrer Erzeugnisse dem Ausschuss zur Begutachtung minderwertiger Kunsterzeugnisse vorgelegen hat, untersage ich Ihnen mit sofortiger Wirkung gemäss dem § 2 Abs.1 der Anordnung den Absatz, die Verbreitung und Vervielfältigung Ihrer Bilder:
Spiel der Lüfte
Vorfrühlingstag
die ich gemäß dem § 2 Abs. 3 der genannten Anordnung durch die Polizeibehörde sicherstellen lassen werden.
Gleichzeitig mache ich Ihnen gemäss dem § 2 Abs. 2 der genannten Anordnung die Auflage, alle Ihre Erzeugnisse, bevor Sie sie der Öffentlichkeit übermitteln, zukünftig dem vorbenannten Ausschuss vorzulegen."

Die beiden Bilder wurden vernichtet. Alfons Zeileis erhielt die leeren Rahmen zurück.

Die Nachricht muss Alfons Zeileis sehr mitgenommen haben. Ob dieser Schock dazu beitrug oder seine ohnehin angegriffene Gesundheit Probleme machte, ist unbekannt. Gemäß Dokumentenlage ist Alfons Zeileis ab 18.08.1942 krank und wird bis zum 01.01.1943 vom Dienst entbunden.
Seine Mutter starb am 22.11.1942. Zwischen 1941 und Kriegsende sind im Nachlass lediglich fünf Bilder von Alfons Zeileis zu finden. Nach Angaben von Tochter Anneliese malte Alfons Zeileis die Bilder später erneut. Eines der Bilder hatte den Titel Auferstehung. Das vernichtete Bild hatte für die Ausstellung den weniger christlichen Titel Vorfrühlingstag.
Am 7. Mai 1945 kapitulierte Deutschland bedingungslos. Nun musste wohl alles besser werden. Musste es wirklich?

Biografie 1945-1963