Rezeption von Alfon Zeileis

Alfons Zeileis studierte an der Akademie der bildenden Künste in München. Um die Jahrhundertwende war diese bis dahin eher traditionelle Ausbildungseinrichtung deutlich durch die Münchner Sezession beeinflusst und hatte hohe Anziehung für spätere Maler der Moderne. Lovis Corinth. Wassily Kandinsky, Paul Klee und Franz Marc studierten hier - währen Emil Nolde abegelehnt wurde. Bereits die Aufnahme von Alfons Zeileis in diese Institution ist demnach bereits ein Zeichen seiner hohen künstlerischen Fähigkeiten. Dass Alfons Zeileis gleich vier Auszeichnungen der Akademie errang spricht umso mehr für ihn.
Dass er heute nicht bekannter ist, hat vor allem zwei Gründe: 1. Er verließ München, wo eine künstlerische Karriere deutlich einfacher gewesen wäre. 2. Er wurde, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, Kunstlehrer in der Pfalz, welche damals kein Ort war, an welchem moderne Künstler Karriere machen konnten. Als Lehrer fehlte ihm noch dazu die Zeit, sein Werk so zu vermarkten, wie das Künstler, welche ihren Lebensunterhalt mit Kunst verdienen, tun müssen.
In der Pfalz traf Alfons Zeileis auf Künstler, die ebenfalls in München studiert hatten und von denen er mit Sicherheit einige kannte. So konnte er von Anfang an mit namenlicher Nennung an den Ausstellungen der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Kunst teilnehmen.

In Rezensionen wurde er gleichberechtigt mit damals bekannten Künstlern wie August Croissant genannt. Dort wurden seine Bilder erwähnt wie z.B. in "der Rheinpfälzer" am 15.10.1926 zur Ausstellung in der Winterschule: "Zeileis ist mit einer interessanten Neustadter Landschaft vertreten."
Die Rezension der Kunstausstellung der APK in "Der Rheinpfälzer" vom 18.10.1927 gibt die Situation der damaligen Kunst sehr schön wieder: "Die Hauptströmungen der Malerei der letzten Jahrzehnte sind wie in jeder Ausstellung der Großstadt auch hier zu beobachten. Es gelten daher für diese Ausstellung dieselben Grundstze und Beobachtungen, die allgemein gegenüber Ausstellungen moderner Kunst aufzustellen sind. Auch in dieser doch nicht zu großen und zu bedeutenden Ausstellung konstatieren wir die Krise, die unsere Kunst seit Jahren, seit Jahrzehnten durchläuft. Im Geiste durchleben wir den Impressionismus von seinen Anfängen bis heute, Monet zu Slevogt und Liebermann. Bildern, einstens kühn und vermessen anmutend, stehen wir heute als historischen kühl und abmessend gegenüber. Dill erschrickt nicht mehr. Seine Pferderennen sind Routine, seine Landschaft Taormina ist dunkel und leer. Um wieviel kräftiger und gekonnter als Dill ist Hans Fay. Ist bei ihm auch die Slevogt'sche Herkunft unverkennbar, so haben wir doch hier im Gegensatz zu Dill eine lebendige persönliche Arbeit vor uns. ... Während die bisher besprochenen Künstler dem Stile nach die mittlere Linie des Impressionismus festhalten der Persönlichkeit nach nicht stark hervortretend sind, haben wir in Hermann Croissant bereits eine Malerpersönlichkeit vor uns. Während der begabte Alfons Zeileis ("Stubaital") sich in Kokoschka'sche Wirrnisse verirrt, stellt Croissant mit nicht weniger als 13 Gemälden uns seine in sich so ruhige und doch so seltsame Kunstweise vor."

Zur selben Ausstellung in Landau schreibt der Landauer Anzeiger am 21.10.1927:
"Dill und Fay sind ausgesprochene Impressionisten und unter sich bezüglich ihrer Absichten verwandt. Dills "Pferderennen", "Reitjagd" und ebendso die "Ziegenherden" sind grau in grau gemalt. Die Stumpfheit und Farblosigkeit reicht bis in die Lichtlosigkeit der Luft. ... Zeileis - Neustadt glaubt, daß das Wesen der Landschaftsmalerei einseitig in der Bevorzugung greller farblicher Leuchtkraft bestehe. Erst wenn Raumgestaltung, Tiefenstaffelung, Licht, Luft in gleicher Weise gelöst werden, kann ein vollwertiges Kunstwerk zustande kommen."

Alfons Zeileis wird hier direkt mit Kokoschka verglichen. Was für ein Vergleich. Alfons Zeileis wollte anders und modern malen. Er wollte auffallen - und das ist ihm gelungen.

Zu zwanzig Jahre "Graphisches Kabinett" schreibt die Morgenausgabe der Neuen Mannheimer Zeitung am 04. März 1929: "Seelisches Erleben soll möglichst unmittelbar gestaltet werden, möglichst ungehemmt die künstlerische Form bestimmen. Das Schlagwort dafür: Expressionismus. Nolde, der von allen die Farbe wohl am unmittelbarsten empfindet, ist mit einigen Aquarellen vertreten, der etwas konstruktivere Pechstein - ganz anders, aus chaotischen Strichen und Farben Formen zusammenballend: Kokoschka."

Die Nähe von Alfons Zeileis zu Oskar Kokoschka ist in den Rezensionen überdeutlich. Alfons Zeileis malt modern, sowohl hinsichtlich Farbe als auch Form. Er fällt auf. Die Kritik kommt an seinen Werken nicht vorbei. Da er jedoch deutlich weniger Werke ausstellt als seine freiberuflichen Malerkollegen, die vom Verkauf ihrer Werke leben müssen, landen seine Werke nicht, wie die von Kokoschka, Dix, Schmidt-Rottluff, Kirchner, Feininger und Kandinsky auf der Ausstellung "Entarteter Kunst", die 1937 in München stattfindet, die von ihm 1941 zur Großen Deutschen Kunstausstellung eingereichten Bilder werden nichtsdestoweniger als "minderwertig" bezeichnet und von den Nationalsozialisten vernichtet. Er darf nur nach Genehmigung ausstellen.

Wie populär er war sieht man daran, dass er nach der Neugründung der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler bei Ausstellungen dabei ist und sogar von der Künstlergilde Buslat nahe Pforzheim für eine Ausstellung angefragt wird.

1991 schrieb Karl Ritter über Alfons Zeileis im Donnersberg Jahrbuch: "Bei der Betrachtung aller Bilder des Malers empfinden wir es als großes Glück, daß Zeileis jenseits aller "Ismen" malte. Er malte was er sah, doch er bildete nicht ab: "Er machte sichtbar, was seine Sinne in der Natur durch den Schleier seiner Seele erkannten" (E.A. Poe)."
Ursula Biffar schrieb in "Die Rheinpfalz" vom 4. Juni 1991 zur Einzelausstellung von Bad Dürkheim: "Die Bilder von Alfons Zeileis finden erst heute, 28 Jahre nach seinem Tode, die Aufmerksamkeit, die sie bereits zu seinen Lebzeiten verdient gehabt hätten. Aber den gebürtigen Franken, der 43 Jahre in Neustadt lebte und dort lange Zeit als Zeichenlehrer wirkte, drängte es nie in die Öffentlichkeit; er malte stets für sich allein. Gerade dieser Bescheidenheit und Zurückhaltung allerdings ist es heute zu verdanken, daß sein künstlerischer Nachlaß groß ist und geschlossene Ausstellungen ermöglicht. ...
Seine Bilder sind Musterbeispiele für geordneten Aufbau, für meisterhafte Komposition. Für seine besten Bilder ist diese Architektur bezeichnend. In jeder Arbeit ist die kraftvoll konturierende Linie bestimmend, die mit der Farbe in gleicher Tonstärke korrespondiert. Sein expressionistischer Gestus hat sich in seinen letzten Jahren verstärkt, als er sich einer starken Farbpalette zuwandte. Kühne Farbkombinationen schufen eine lebendige Oberfläche mit starker Fernwirkung. ... Die beiden ausgestellten Portraits weisen den Maler als einen nicht minder meisterhaften Portraitisten aus, der sich auf die psychologische Ausdeutung ebenso verstand, wie auf die akribische Zeichnung der Mimik."


Machen Sie sich selbst ein Bild von den kraftvollen, genau beobachteten Darstellungen dieses zu seiner Zeit geschätzten und heute zu Unrecht fast vergessenen Künstlers.
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